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  • Anja Kluge

Biophilia – Die Liebe zur Natur

Natur ist Trend, das Geschäft mit Outdoor-Klamotten boomt seit Jahren und Holz als Baustoff ist wieder absolut im Kommen beziehungsweise schon knapp geworden. Sollten wir also bei unserer Inneneinrichtung, egal ob zu Hause oder im Büro, mitmachen und mehr Natur in unsere Innenräume holen?

Wenn wir unser Wohlbefinden erhöhen wollen, ist die Antwort ein klares „Ja“.


Naturerleben fördert unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden


Es gibt unglaublich viel Forschung, die einen Zusammenhang zwischen Naturerleben und vielen positiven Dimensionen findet. Natur wirkt auf drei Ebenen positiv (Überblick siehe Shanahan, Fuller, Bush, Lin & Gaston, 2015):

  • direkt positiv auf unsere körperliche Gesundheit (z.B. indem Luft durch Pflanzen gefiltert wird oder der Blutdruck sinkt)

  • indirekt positiv auf unsere körperliche Gesundheit (z.B. indem wir uns mehr bewegen und dadurch das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. sinkt)

  • indirekt positiv auf unsere psychische Gesundheit (z.B. indem das Stresshormon Cortisol sinkt, wir dadurch entspannter sind und das wiederum positiv für unsere psychische Gesundheit ist)

Besonders Wald scheint sehr gesund zu sein, weshalb es in Japan ein Wort für „Waldbaden“ gibt. Doch nicht nur lange Waldspaziergänge sondern auch der Ausblick ins Grüne hat positive Effekte. Ulrich zeigte bereits 1984, dass Krankenhauspatienten mit Ausblick ins Grüne kürzere postoperative Krankenhausaufenthalte hatten und weniger Schmerzmittel benötigten, als eine entsprechende Kontrollgruppe mit Ausblick auf eine Mauer (Ulrich, 1984).


Unser moderner Lebensstil hat uns von der Natur entfernt


Eine Vielzahl von Forschungsergebnissen deutet darauf hin, dass Natur einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen hat. Gullone (2000) vermutet, dass ein möglicher Grund für die aktuelle Zunahme an psychischen Erkrankungen darin bestehen könnte, dass wir uns zu wenig in „healing enviromnets“, also wohltuenden Umwelten, aufhalten. Sie nimmt an, dass unser moderner Lebensstil (drinnen statt draußen), sowie der wachsende Prozentsatz an Menschen, die in großen Städten wohnen anstatt in ländlicher Umgebung, Ursache für den Anstieg dieser Problematik ist. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist die Biophilia-Hypothese.


Hintergrund: Menschen haben einen angeborenen Hang zur Natur


Die Biophilia-Hypothese (Wilson, 1984) geht davon aus, dass Menschen eine angeborene Neigung dazu haben, sich mit anderen Lebewesen und der Natur zu beschäftigen, was mit einer evolutionär entstandenen genetischen Basis begründet wird. Befürworter der Biophilia-Hypothese untermauern deren Wichtigkeit und Richtigkeit damit, dass sich die Menschheit in einer vorwiegend natürlichen Umwelt entwickelt hat. Deshalb waren und sind kritische Umweltreize wie Licht, Geräusche, Gerüche, Wind, Wetter, Wasser, Vegetation, Tiere und Landschaften für sie von Bedeutung (Kellert, 2008). Selbst bei Menschen, die angeben, die Natur nicht zu schätzen, konnten positive gesundheitliche Effekte von Natur gezeigt werden (Grinde & Patil, 2009).


Es gibt viele einfache Möglichkeiten, sich Natur in den Raum zu holen


Wie können wir uns also möglichst viel wohltuende Naturelemente in unsere Räume holen, sei es zu Hause oder ins Büro?

  • Sorgen Sie für einen grünen Ausblick, wenn sie vor Ihren Fenstern etwas bepflanzen können.

  • Verwenden Sie natürliche Materialien (Holz, Stein, Filz, Wolle, Wasser etc.)

  • Stellen Sie ausreichend Zimmerpflanzen auf, am besten welche, die gut die Luft filtern.

  • Hängen Sie Bilder von Natur statt unbelebten Dingen auf.

  • Wählen Sie große Fenster für mehr Tageslicht, wenn das möglich ist, oder nutzen Sie Tageslichtlampen.

  • Achten Sie auf die Akustik. Eliminieren Sie stressenden Lärm soweit möglich z.B. durch weiche, dämmende Materialien (z.B. Vorhänge, Kissen) oder Schallschutzfenster. Entspannen Sie durch natürliche Geräusche (z.B. Plätschernde Zimmerbrunnen, Vogelgezwitscher im Garten).



Wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen möchten und Natur wirklich in Ihren Wohnraum integrieren wollen, können Sie sich Inspiration bei Friedensreich Hundertwasser (1928 - 2000) holen. Er war einer der Pioniere auf dem Gebiet einer Natur-Mensch-Symbiose.


Viel Freude und alles Gute!



Literatur:

Dijkstra, K., Pieterse, M. & Pruyn, A. (2006). Physical environmental stimuli that turn healthcare facilities into healing environments through psychologically mediated effects: systematic review. Journal of Advanced Nursing, 56(2), 166-181. doi: 10.1111/j.1365-2648.2006.03990.x

Frieling, H. (1979). Farbe im Raum - Angewandte Farbenpsychologie (2 Aufl.). München: Callwey Verlag.

Grinde, B. & Patil, G. (2009). Biophilia: Does Visual Contact with Nature Impact on Health and Well-Being? International Journal of Environmental Research and Public Health, 6(9), 2332-2343.

Gullone, E. (2000). The Biophilia Hypothesis and Life in the 21st Century: Increasing Mental Health or Increasing Pathology? Journal of Happiness Studies, 1(3), 293-322. doi: 10.1023/a:1010043827986

Shanahan, D. F., Fuller, R. A., Bush, R., Lin, B. B. & Gaston, K. J. (2015). The health

benefits of urban nature: how much do we need?. BioScience, 65(5), 476-485.

https://doi.org/10.1093/biosci/biv032

Ulrich, R. S. (1984). View through a window may influence recovery from surgery. Science, 224(4647), 420-421. doi: 10.1126/science.6143402

Wilson, E. O. (1984). Biophilia. Cambridge, MA: Harvard University Press.

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